Lange mussten wir es geheim halten, wo in Diani Beach oder Ukunda unsere erste Lebensmittelausgabe stattfinden wird. Die Behörden und natürlich auch das Team von Diani Pamoja wollten verhindern, dass nicht registrierte Haushalte zur Ausgabestelle kommen. Eines vorab, es verlief alles wunderbar problemlos und fast schon zu einfach, bis … aber seht selbst!
Fangen wir von vorne an!
Es gab ja viele Besprechungen im Vorfeld und viel Bürokratie – aber letztendlich hat sich die gute Planung bezahlt gemacht, denn der heutige Ablauf startete wirklich reibungslos. Maweni gilt als Pilotprojekt und wir freuen uns, dass wir ausgerechnet in einem Dorf in Diani Beach anfangen durften, das vom Wegfall des Tourismus besonders hart getroffen ist.
Wo liegt Maweni in Diani Beach und warum starten wir dort?
Vielen ist Maweni vielleicht kein Begriff, trotzdem sie mehrfach bereits durchgefahren sind. Wer von Diani Beach nach Nairobi oder auf eine Flugsafari in die Maasai Mara startet, kommt automatisch durch einen Teil von Maweni durch. Es liegt nämlich zwischen der Diani Beach Road und dem Ukunda Airstrip. Maweni ist damit sozusagen auch das – wenn auch sehr kleine – Tor zur Südküste, wenn man mit einem Inlandsflug in Diani Beach ankommt. Entlang der Straße vom Flughafen fährt man an den kleinen typischen Verkaufsständen vorbei, an denen man Gemüse, Obst und vieles mehr kaufen kann. Auch das ein oder andere kleine lokale Restaurant liegt am Straßenrand, wo man die typischen Speisen wie Ugali, Chapatis, Maharagwe und Sukuma Wiki bekommen kann. Maweni ist langgestreckt, weit auslaufend und zieht sich sozusagen hinter der Diani Beach Road über rund 3 km entlang. Es beinhaltet mehrere Streugebiete, die alle zum Dorf dazugezählt werden.
Das Red Cross Kenya hat Maweni als Pilotprojekt gewählt, um mit ihren Freiwilligen die Bedürftigkeit festzustellen. Es sollten objektive Kriterien ausgewählt werden, die den Ist-Stand eines Haushalts darstellen. Wir finden, das Red Cross Kenya hat eine tolle Arbeit gemacht und die Listen sehen für uns sehr gut aufbereitet aus.
Für Maweni stehen nun also 403 Haushalte auf der Liste, die die Kriterien der Hilfsbedürftigkeit erfüllen. Wir hatten daher 410 Pakete gepackt – man weiß ja nie 😉
Wie erhalten die Haushalte, die auf der Liste stehen, ihre Lebensmittel?
Mit dem Kwale County Government und dem Red Cross wurde der Ablauf im Vorfeld besprochen. Die Ausgabe der Spenden wird immer in Schulen stattfinden. Es macht Sinn diese vorhandene Infrastruktur zu nutzen, zumal wir uns mitten in der Regenzeit befinden und schlechtes Wetter nicht ausgeschlossen werden kann. Die registrierten Haushalte dürfen maximal mit 2 Personen kommen und werden im Vorfeld mit Hilfe der Village Elders in Gruppen eingeteilt. Beim Betreten der Schule wird durch das Red Cross Kenya kontrolliert, dass die Personen auch auf der Liste stehen. Jeder muss daher seine ID Karte (Personalausweis) vorlegen. Es muss ein Mindestabstand eingehalten werden – möglichst 1,5 Meter und der Zutritt auf den Schulhof ist nur mit Gesichtsmaske zulässig. Das Red Cross Kenya hat 3 Stationen zum Händewaschen aufgebaut, so dass alle erforderlichen Hygienemaßnahmen eingehalten werden können.
An 4 Registrierungstischen werden dann alle Teilnehmer am Hilfsprogramm in den vorhandenen Listen abgestrichen und müssen für ihr Paket unterschreiben. Anschließend können sie zur Ausgabestation gehen und sich ihr Diani Pamoja Lebensmittelpaket abholen.
Die Pakete beinhalten immer:
• 13 kg Maiskörner
oder 13 kg Reis
oder 12 kg Maismehl
• 7 kg Bohnen
• 1 Liter Speiseöl
Die Lebensmittelpakete sind mit dem Kwale County Government (Bezirksregierung) abgestimmt und sollen für alle Organisation, Vereine, Privatleute und auch die Regierung selbst gelten. So soll sozialer Unfrieden zwischen den Gemeinden vermieden werden. Der Bürger soll weder benachteiligt noch bevorteilt werden, weil Verein X mehr und die Organisation Y weniger gibt.
Der gesamte Ausgabe-Prozess wird durch die Volontäre von Diani Pamoja begleitet – damit die Pakete auch in die richtigen Hände gelangen. Insbesondere, da im Vorfeld aus so vielen Gebieten berichtet wurde, dass Menschen, die ursprünglich nicht von der Küste stammen, auf den Listen nicht berücksichtigt sind. Eines vorab: für heute können wir diese Gerüchte nicht bestätigen. Wir haben mit vielen Menschen gesprochen, die ihre Wurzeln nicht an der Küste haben und der Blick in die Namensliste hat das auch bestätigt.
Der Vormittag verläuft ohne Unterbrechungen reibungslos. Unsere Volontäre nehmen sich sogar die Zeit und tragen für einige von den älteren Hilfebeziehern das Diani Pamoja Lebensmittelpaket nach Hause. 20 Kilogramm ist eben doch ein ordentliches Gewicht. Nach rund 3 Stunden sind 80 % der Pakete verteilt. Nun tröpfeln die Menschen nur noch vereinzelt in den Schulhof und wir wundern uns ein wenig. Auf Nachfrage stellt sich heraus, dass aus manchen Streugebieten nicht alle Haushalte rechtzeitig Bescheid bekommen haben. Man wollte die Information so spät als möglich weitergeben. Nun leider für ein paar Haushalte zu spät – als wir die heutige Ausgabe beenden, haben wir knapp 40 Pakete übrig. Es tut uns leid für diejenigen, die dadurch heute nicht berücksichtigt wurden. Dem verbalen Gerangel, wer nun die übrigen Pakete erhalten wird, setzen wir schnell ein Ende. Die Regierung sagt es muss eine Listenvergabe sein – also laden wir die Pakete wieder in den LKW und bringen sie zurück ins Lager.
Insgesamt war es eine erfolgreiche erste Verteilaktion. Mit vielen kleinen Geschichten am Rande, die das Zwischenmenschliche gestärkt haben. Wir streben einen schnellen Austausch mit allen Beteiligten an, sind auf der Suche nach dem nächsten Dorf und rechnen schon mal aus, wie viele Pakete wir das nächste Mal packen könnten. Und natürlich machen wir uns auf die Suche nach denen, die heute leider nicht rechtzeitig da waren und hoffen, dass wir diese Pakete Anfang nächster Woche noch überreichen können.
Ein besonderer Dank geht heute an unsere helfenden Hände: Constance, Bianca Beyer, Julie, Marriëtte, Dennis, Brian, Vincent, William, Ali Bora und Stephen – asanteni sana!
Für die Statistiker unter uns:
362 Pakete mit einem Gesamtgewicht von 7.240 Kilo wurden heute ausgegeben – damit haben wir laut statistischem Durchschnitt rund 1.900 Menschen in Diani Beach erreicht.
Christine
Hallo,
es gab eine Diskussion, inwieweit die Familienstärke berücksichtigt wird.
Meine Frage also- spielt die Anzahl der Familienmitglieder eine Rolle bei der Verteilung oder bekommt jede Familie ( Bedürftigkeit vorausgesetzt) ein Paket, egal ob 2,4,6….. Personen zur Familie zählen?
Euch weiterhin viel Erfolg , Ihr macht einen sehr guten Job.
LG Christine
dianipamoja
Liebe Christine,
herzlichen Dank für deine Frage, die wir bereits auch mit den Behörden diskutiert haben.
Leider ist es im Moment so, dass die Haushaltsgrößen nicht berücksichtigt werden. Für uns wäre es generell kein Problem die Haushaltsgrößen zu berücksichtigen – lediglich ein kleiner, aber auch sehr sinnvoller logistischer Mehraufwand. Wir werden nicht müde, das Thema immer wieder anzusprechen und hoffen, schnell eine Änderung bei und mit den Behörden erreichen zu können.
Lieben Dank auch für die lobenden Worte, die wir als Motivation gerne mitnehmen!
Mit den besten Grüßen aus Diani Beach wünscht das gesamte Team von Diani Pamoja ein schönes verlängertes Wochenende!